Stadt ist Migration

Migration prägt unsere Stadt und ihre Geschichte.
Unser Schwerpunkt liegt dabei auf der Erforschung der Münchner Migrationsgeschichte nach 1945 sowie der Etablierung einer multiperspektivischen, transnationalen Erinnerungskultur zur Migration.

Hier stellen wir Ihnen zwei aktuelle Projekte vor.

Scherenschnitt in mehreren Ebenen. Stilisierte menschliche Silhouetten, ein Fluss, ein Straßennetz.
Die Grafik verbindet die Topographien der Städte München und Verona. Bild: Jenni Tietze

München // Verona

Auf der Suche nach den gemeinsamen Geschichten

Ein Programm zur italienischen Migration nach München von Oktober bis Dezember 2025.

Die historischen Migrationsbewegungen sind fester Bestandteil der Stadtentwicklung, wie es der prägnante Satz von Erol Yildiz „Stadt ist Migration“ verdeutlicht. Im stadtweiten Programm Auf der Suche nach den gemeinsamen Geschichten München // Verona“ laden wir ein, sich mit der italienischen Migration nach München zu befassen. (Laufzeit: Oktober bis Dezember 2025).

Der genaue Blick zurück zeigt uns nicht nur neue und in der städtischen Überlieferung bisher nur wenig beachtete Geschichten, sondern ermöglicht auch ein postmigrantisches Verständnis der Münchner Stadtgesellschaft.

Die Stadt München ist geprägt von einer langen Migrationsbewegung aus Italien. Schon seit dem 17. Jahrhundert waren italienische Migrant*innen an der Stadtentwicklung maßgeblich beteiligt. Hier sind neben den Stuckateuren und Baumeistern auch die zahlreichen Ziegelarbeiter*innen zu erwähnen, die Anfang des 20. Jahrhunderts im Münchner Osten in den Fabriken arbeiteten. Durch das deutsch-italienische Anwerbeabkommen aus dem Jahr 1955 erhöhte sich die Zahl der italienischen Migrant*innen ab Ende der 1950er Jahre nochmals stark.

Das Anwerbeabkommen ist auch Start einer bis heute andauernden Einwanderungsgeschichte. Sie spiegelt sich bislang nicht in der öffentlichen Erinnerung wider. Ziel unserer Arbeit ist, die verschiedenen Perspektiven von Herkunfts- und Ankunftsorten mit einzubeziehen und im Stadtraum zu verorten.

Mit der Veranstaltungsreihe „Auf der Suche nach den gemeinsamen Geschichten München // Verona“ werden erste Impulse für eine gemeinsame Erinnerungskultur gesetzt. Die Partnerstädte München und Verona sind zentrale Orte in der Erinnerung einer italienisch-deutschen Migrationsgeschichte. Sie waren in der Zeit der staatlich organisierten Anwerbung von Arbeitskräften zwischen 1955 und 1973 die zentralen Abfahrts-, Ankunfts- und Transitorte für italienische Arbeiter*innen.

Zum Blog: Migration erinnern: Auf der Suche nach den gemeinsamen Geschichten

Schild an einem Gebäude. Metallene Lettern wurden entfernt, nur noch ihr Abdruck lässt eine Inschrift erkennen.
Das Gebäude des “Centro di emigrazione” wird heute von einer weiterführenden Kunstschule genutzt, dem Liceo Artistico di Verona

50 Jahre Migrationsbeirat der Landeshauptstadt München

Im Jahr 2024 feiert München das 50-jährige Bestehen seines Migrationsbeirats – einer Institution, die den Wandel und die Vielfalt der Stadt maßgeblich geprägt hat und sich in fünf Jahrzehnten für die Rechte und Interessen von Migrant*innen in München engagiert hat. Von den Anfängen in den 1970er-Jahren bis zur heutigen Rolle des Migrationsbeirats dokumentiert das Buch, wie dieses Gremium die Stadtpolitik beeinflusst und die Lebensbedingungen von Migrant*innen verbessert hat. Es thematisiert die politische Teilhabe, den Einsatz gegen Rassismus und spezifische Herausforderungen wie Wohnen und Bildung. Doch trotz dieser Erfolge bleiben viele Herausforderungen bestehen:
Welche Rolle wird der Migrationsbeirat künftig spielen? Wie können auch künftig die Rechte von Migrant*innen gesichert werden?

Fragen, deren Beantwortung für die Zukunft einer vielfältigen Stadt­gesellschaft von entscheidender Bedeutung sind.

Zum Sammelband: »Wir haben doch einiges bewegen können«
50 Jahre Migrationsbeirat der Landeshautpstadt München
von Marquart, Vivienne | Prontera, Grazia | Zölls, Philip

Menschen stehen und sitzen in einem Park und blicken in Richtung eines Transparents mit der Aufschrift: "Tag des Auslängers"
Seit den Anfängen als "Ausländerbeirat" hat sich das Gremium weiterentwickelt. Bild: Fotostudio Liebhardt

Videos

Bei Public History sind so auch 30 Videoclips für den Sammelband entstanden.

Trailer zu den Videointerviews für 50 Jahre Migrationsbeirat (YouTube)

Alle Videointerviews für den Sammelband sind hier verfügbar

Playlist zu den Videointerviews (YouTube)

Zur Reihe

Die Buchreihe erscheint seit 2018 in Zusammenarbeit mit Stadtarchiv München und Münchner Stadtmuseum und bietet Begleitlektüre zum seit 2015 bestehenden Forschungsprojekt Migration bewegt die Stadt.

Münchner Beiträge  zur Migrationsgeschichte

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Schwarz Weiss Foro von einer jüdischen Menschengruppe in München
Jüdisches Leben gehört zu München und seiner Geschichte, doch viele Seiten sind weitgehend unbekannt.
Schwarzweißfoto einer historischen Stadtansicht, leicht bewölkter Himmel. Die Gebäude sind stark beschädigt, teils sind es Ruinen oder Überreste abgerissener Gebäudeteile. Links hinter einer zerstörten Gebäudefassade ragen die Türme der Münchner Frauenkirche hoch. In der rechten Bildhälfte ist ein Gebäude vollkommen zerstört. In dieser Lücke ragt zwischen halbzerstörten Grundmauern der Turm des Neuen Münchner Rathauses empor. Im Vordergrund Geröll. Mehrere Grüppchen von überwiegend erwachsenen Menschen sind in Bewegung oder drängen sich um improvisierte Verkaufsstände unter Planen und Schirmen. Die meisten tragen lange Kleidung oder lange Strümpfe. Die Fotografie zeigt das Rosental in München nach Ende des zweiten Weltkriegs.
Im Mai 2025 ist es 80 Jahre her, dass der Zweite Weltkrieg in Europa und somit auch in München endete. Die Befreiung vom Nationalsozialismus war allerdings kein abrupter Akt in einer „Stunde Null“, sondern jahrelange Arbeit.