Viele bedeutsame Orte jüdischen Lebens in München hat die NS-Diktatur zerstört, so dass sie heute für uns nicht mehr sichtbar sind. Die repräsentative große Synagoge in der Herzog-Max-Straße wurde schon vor der „Kristallnacht“ auf Anordnung der Staats- und Stadtspitze dem Erdboden gleichgemacht – als erste Synagoge Deutschlands.
Jüdische Volksschule
Neben der orthodoxen Synagoge in der Herzog-Rudolf-Straße nah beim Max-Monument öffnete 1924 die jüdische Volksschule ihre Tore. Hier lernten die Mädchen und Jungen das reiche Kulturerbe der jüdischen Tradition kennen. Bei Public History München hat Eva Tyrell die Geschichte dieser Schule intensiv erforscht und 2024 mit der LMU und dem Institut für Zeitgeschichte an der Veranstaltung „Das Klassenfoto“ zum 100. Gründungsjahr mitgewirkt.
Quellen
Münchner Archive und Bibliotheken erhalten viele noch nicht erschlossene Dokumente zum jüdischen Leben in München. Manche sind in hebräischen Lettern verfasst, wie der 2023 in Kooperation mit dem Münchner Lehrstuhl für jüdische Geschichte und Kultur herausgegebene Band „Hebraica und München“ zeigt.
An jüdisches Leben in München vor den beiden verheerenden Weltkriegen erinnern bis heute die Gräber auf dem alten jüdischen Friedhof an der Thalkirchner Straße (Foto ET oder IKG). Wir haben aktuell die Foto-Dokumentation aller Grabsteine des denkmalgeschützten Ortes angestoßen. Im Rahmen des Projekts „Erfassung jüdischer Grabmäler in Bayern“ des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege werden in der Datenbank bet-olam-bayern.de/ wichtige Lebensdaten der dort bestatteten jüdischen Münchner*innen zugänglich sein – eine wichtige Ergänzung zum Biographischen Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945.
Neben dem Online-Gedenkbuch für die zwischen 1933 und 1945 verstorbenen oder ermordeten als jüdisch verfolgten Kinder, Frauen und Männer pflegt Public History eine umfangreiche biographische Datenbank aller in diesem Zeitraum in München lebenden jüdischen Personen und unterstützt Forschende mit Auskünften daraus. Diese stetig wachsende Datenbank ist auch Grundlage und Wissensspeicher für zahlreiche erinnerungskulturelle Projekte, etwa für Mapping the Lives und das Denkmal Lohhof.
So trägt die Arbeit von Public History durch Forschung, Förderung und Vermittlung dazu bei, dass die unzähligen Leerstellen zur jüdischen Geschichte der Stadt weniger und Orte jüdischen Lebens wieder sichtbar werden, auch wenn sie ihren einstigen Charakter verloren haben.