15. Juni 2025: Gedenkveranstaltung für Theodoros Boulgarides
Vor 20 Jahren wurde Theodoros Boulgaridis vom NSU ermordet. Die Familie und die Stadt München laden zur Gedenkveranstaltung am 15. Juni 2025 ein.
Ab 12 Uhr auf dem Stachus (U- und S-Bahn Karlsplatz (Stachus).

Der Mord an Theodoros Boulgarides
„Für eine gründliche Aufklärung hätte man noch die Teppiche hochheben müssen, unter die so viel gekehrt wurde.“ – Yvonne Boulgarides, Witwe von Theodoros Boulgarides in ihrem Plädoyer am 8. Februar 2018 im Münchner NSU-Prozess.
Zwischen 2000 bis 2007 ermordete die Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) mindestens zehn Menschen in mehreren deutschen Städten. Die Mörder*innen suchten sich ihre Opfer nach rassistischen Kriterien aus und richteten sie an ihren Arbeitsorten hin.
Theodoros Boulgarides wurde am 15. Juni 2005 in seinem Geschäft im Münchner Westend getötet, wo er seit 30 Jahren zu Hause war. 1964 in Griechenland geboren, kam er als etwa Neunjähriger nach München.
Als ausgebildeter Einzelhandelskaufmann eröffnete er gemeinsam mit einem Freund am 1. Juni 2005 in der Trappentreustraße 4 das Schlüsselwerk, einen Schlüsseldienst mit 24-Stunden-Service und Notdienst. Der zweifache Familienvater wurde in seinem Geburtsort beerdigt.
Ermittlungsversagen und NSU-Prozess
Jahrelang schloss die Polizei rechtsterroristische Motive aus und suchte vermeintliche Verbindungen der Ermordeten zur organisierten Kriminalität und zu anderen Delikten. Die Opfer und deren Angehörige waren jahrelang falschen Beschuldigungen ausgesetzt, wurden stigmatisiert und kriminalisiert.
2011 enttarnte sich der NSU selbst, zwei der Haupttäter erschossen sich. Die dritte Haupttäterin stellte sich kurz darauf der Polizei. Ein Bekennervideo bewies, dass der NSU aus rassistischen Motiven handelte und auch für mehrere Raubüberfälle und Sprengstoffanschläge mit Schwerverletzen verantwortlich war.
Der Prozess vor dem Oberlandesgericht München dauerte fünf Jahre. 2018 wurde die Hauptangeklagte zu einer lebenslangen Haftstrafe mit besonderer Schwere der Schuld verurteilt.
Viele Fragen der Überlebenden und Hinterbliebenen zum NSU-Komplex sind trotz des Gerichtsverfahrens und zahlreicher Untersuchungsausschüsse bis heute unbeantwortet.
Die Vernetzung des NSU mit rechtsextremen Kreisen wurde kaum aufgedeckt, weitere Tatbeteiligte und Unterstützende wurden nicht ermittelt. Ermittlungspannen und Fehler staatlicher Behörden bei der Bewertung der Mordfälle blieben ohne Konsequenzen.
Wir erinnern
Wir erinnern an die von der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) zwischen 2000 und 2007 Ermordeten.
Enver Şimşek 09.09.2000, Nürnberg
Abdurrahim Özüdoğru 13.06.2001, Nürnberg
Süleyman Taşköprü 27.06.2001, Hamburg
Habil Kılıç 29.08.2001, München
Mehmet Turgut 25.02.2004, Rostock
İsmail Yaşar 09.06.2005, Nürnberg
Theodoros Boulgarides 15.06.2005, München
Mehmet Kubaşık 04.04.2006, Dortmund
Halit Yozgat 06.04.2006, Kassel
Michèle Kiesewetter 25.04.2007, Heilbronn