Georg-Elser-Preis für Recherche Nord

Ausgezeichnete Arbeit gegen die extreme Rechte

Die Landeshauptstadt München vergibt am Montag, 10. November, im NS-Dokuzentrum den Georg-Elser-Preis an das Netzwerk „Recherche Nord“. Die Preisverleihung ist die erste öffentliche Auszeichnung für das Kollektiv. 

Ein Schwerpunkt der Tätigkeit von „Recherche Nord“ ist die Dokumentation von Veranstaltungen der rechtsextremen Szene. Hierzu fahren die Mitarbeitenden zu Neonazi-Aufmärschen, Rechtsrock-Konzerten, geheimen Treffen sowie Veranstaltungen von einschlägigen Parteien und Organisationen.

Vier Menschen stehen in einer Reihe. Die beiden in der Mitte halten eine Urkunde.
Bürgermeister Dominik Krause, André Aden, Lotta Kampmann und Kulturreferent Marek Wiechers. Bild: Kulturreferat/Schrödinger

Preisverleihung 2025

Die Verleihung begann mit einem Grußwort von Bürgermeister Dominik Krause, der betont hat: „In das gefährliche, gegenwärtige Feld des militanten und organisierten Neonazismus begibt sich Recherche Nord seit mehr als 20 Jahren. Die extreme Rechte zu kennen und ihre Dynamiken zu verstehen, ist essenziell für unsere demokratische Gesellschaft.“ 

Im Anschluss überreichte der Kulturreferent Marek Wiechers feierlich die Urkunde und erklärte: „Dieser Preis ist mehr als eine Anerkennung für die herausragenden Leistungen und investigative Arbeit von „Recherche Nord“. Dieser Preis ist ein Symbol des Widerstands gegen rechte Gewalt.“

Im Rahmen der Laudation führte der Musikwissenscahftler Thorsten Hindrichs aus: „Dass der Münchner Preis in den Norden geht, zeigt landesweite Vernetzung und gibt Hoffnung, dass unser demokratisches Sicherheitsnetz doch nicht so lückenhaft ist.“ 

Lotta Kampmann von Recherche Nord dankt der Jury und verweist
auf die herausfordernden Zeiten, in denen das Kollektiv trotz Bedrohungen, Übergriffen und physischen Angriffen weiterhin Berichterstattung leistet: „Auch wenn es enorm zeitaufwendig, kräftezehrend und oft unsichtbar ist: Wir machen weiter, weil unsere Arbeit zeigt, dass Wissen schützt“.

Laudator Thorsten Hindrichs und André Aden. Bild: Kulturreferat/Schrödinger
Lotta Kampmann. Bild: Kulturreferat/Schrödinger

Der Georg-Elser-Preis

Der Georg-Elser-Preis wird seit 2013 alle zwei Jahre im November als Preis der Landeshauptstadt München verliehen und ist mit 10.000 Euro dotiert. Mit dem Preis werden das Wirken und Handeln von Menschen mit Zivilcourage, die sich für demokratische Errungenschaften einsetzen, ausgezeichnet.

Die Landeshauptstadt München würdigt mit der Verleihung des Georg-Elser-Preises an „Recherche Nord“ eine Arbeit, die den Geist Georg Elsers auf beispielhafte Weise verkörpert: den Mut, frühzeitig Unrecht zu erkennen, nicht zu schweigen und entschlossen dagegen vorzugehen. Die Auszeichnung setzt zugleich ein Zeichen für die Bedeutung unabhängiger Recherche und demokratischer Wachsamkeit als wesentliche Säulen einer offenen Gesellschaft.

Die Jury begründet die Auszeichnung von „Recherche Nord“ mit der außergewöhnlichen Relevanz ihres Engagements:

„Die Arbeit von „Recherche Nord“ verdient höchste Anerkennung und Schutz. In einer Zeit, in der der Rechtsextremismus in Deutschland eine Bedrohlichkeit erreicht hat, wie seit der Nachkriegszeit nicht mehr, leisten die Recherchierenden einen mutigen und unverzichtbaren Beitrag zur Aufklärung und Verteidigung unserer Demokratie.“

André Aden und Lotta Kampmann. Bild: Kulturreferat/Schrödinger
Laudator Thorsten Hindrichs, Kulturreferent Marek Wiechers, Lotta Kampmann, André Aden und Bürgermeister Dominik Krause. Bild: Kulturreferat/Schrödinger

Jury und bisherige Preis­träger*­innen

Preisträger von 2013 bis heute

  • 2023 Yirgalem Fisseha Mebrahtu für ihren beeindrucken­den Einsatz gegen undemokratische Strukturen – für Demokratie.
  • 2021 Seda Başay-Yildiz für ihr außerordentliches Engagement und ihren Einsatz für die Hinterbliebenen der Opfer der schwersten rechtsextremen Attentate.
  • 2019 Michael Buschheuer für sein Engagement mit der Organisation Sea-Eye e.V. zur Rettung schiffbrüchiger Geflüchteter.
  • 2017 Ernst Grube für sein Engagement, über die Verbrechen der NS-Diktatur aufzuklären und Konsequenzen diktatorischer Systeme aufzuzeigen.
  • 2015 Angelika Lex für ihr Engagement für die persönlichen Belange von Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten ein sowie gegen ein rigides Asyl- und Ausländerrecht.
  • 2013 Peter Ohlendorf und Thomas Kuban für ihr gesellschaftliches Engagement gegen Rechtsextremismus.

Jury

  • Yirgalem Fisseha Mebrahtu (Preisträgerin 2023)
  • Liam Rohmeder (Schüler des Münchner Schüler*innenbüros)
  • Raimund Keller (Georg-Elser-Initiative München)
  • Esther Dischereit (Autorin)
  • Dr. Hella Schlumberger (Georg-Elser-Initiative München)
  • Till Eckert (CORRECTIV)
  • Anne Wild (Fachstelle für Rechtsextremismus München)
  • Ulrike Grimm, David Süß, Klaus Peter Rupp, Hans-Peter Mehling (Stadtrat)

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