Jüdische Geschichte

Viele bedeutsame Orte jüdischen Lebens in München hat die NS-Diktatur zerstört, so dass sie heute für uns nicht mehr sichtbar sind. Die repräsentative große Synagoge in der Herzog-Max-Straße wurde schon vor der „Kristallnacht“ auf Anordnung der Staats- und Stadtspitze dem Erdboden gleichgemacht – als erste Synagoge Deutschlands.

Stadtansicht München. im Vordergrund die Hauptsynagoge, ein Gründerzeitgebäude an der Herzog-Max-Straße. Linke Bildhälfte sind die Türme der Frauenkirche zu erkennen.
Rechte Bildhälfte: Die Hauptsynagoge an der Herzog-Max-Straße. Foto: Stadtarchiv München DE-1992-FS-NL-WEIN-0387

Jüdische Volksschule

Neben der orthodoxen Synagoge in der Herzog-Rudolf-Straße nah beim Max-Monument öffnete 1924 die jüdische Volksschule ihre Tore. Hier lernten die Mädchen und Jungen das reiche Kulturerbe der jüdischen Tradition kennen. Bei Public History München hat Eva Tyrell die Geschichte dieser Schule intensiv erforscht und 2024 mit der LMU und dem Institut für Zeitgeschichte an der Veranstaltung „Das Klassenfoto“ zum 100. Gründungsjahr mitgewirkt.

Auf einer Bühne vor Publikum sitzen junge Menschen an Tischen mit Mikrofonen. An der rechten Bühnenseite sitzt ein erwachsener Mann. Im Hintergrund ist eine Projektion zu sehen, beschriftet mit dem Namen Simon Ehrentreu. Ein Bild zeigt ein Portraitfoto eines Jungen, ein anderes Bild zeigt eine Seite aus einem Poesiealbum mit gezeichneten Blumen und handschriftlichem Eintrag von Simon Ehrentreu.
Lesung mit Präsentation in der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Schülerinnen und Schüler des Helene-Habermann-Gymnasiums, Erzähler: Armand Presser. Bild: IfZ München/Berlin

Quellen

Münchner Archive und Bibliotheken erhalten viele noch nicht erschlossene Dokumente zum jüdischen Leben in München. Manche sind in hebräischen Lettern verfasst, wie der 2023 in Kooperation mit dem Münchner Lehrstuhl für jüdische Geschichte und Kultur herausgegebene Band „Hebraica und München“ zeigt.

 

Gräber auf dem alten jüdischen Friedhof München. Bild: Kulturreferat

Münchner Archive und Bibliotheken erhalten viele noch nicht erschlossene Dokumente zum jüdischen Leben in München. Manche sind in hebräischen Lettern verfasst, wie der 2023 in Kooperation mit dem Münchner Lehrstuhl für jüdische Geschichte und Kultur herausgegebene Band „Hebraica und München“ zeigt.

An jüdisches Leben in München vor den beiden verheerenden Weltkriegen erinnern bis heute die Gräber auf dem alten jüdischen Friedhof an der Thalkirchner Straße. Wir haben aktuell die Foto-Dokumentation aller Grabsteine des denkmalgeschützten Ortes angestoßen. Im Rahmen des Projekts „Erfassung jüdischer Grabmäler in Bayern“ des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege werden in der Datenbank bet-olam-bayern.de/ wichtige Lebensdaten der dort bestatteten jüdischen Münchner*innen zugänglich sein – eine wichtige Ergänzung zum Biographischen Gedenkbuch der Münchner Juden 1933-1945.

Neben dem Online-Gedenkbuch für die zwischen 1933 und 1945 verstorbenen oder ermordeten als jüdisch verfolgten Kinder, Frauen und Männer pflegt Public History eine umfangreiche biographische Datenbank aller in diesem Zeitraum in München lebenden jüdischen Personen und unterstützt Forschende mit Auskünften daraus. Diese stetig wachsende Datenbank ist auch Grundlage und Wissensspeicher für zahlreiche erinnerungskulturelle Projekte, etwa für Mapping the Lives und das Denkmal Lohhof

So trägt die Arbeit von Public History durch Forschung, Förderung und Vermittlung dazu bei, dass die unzähligen Leerstellen zur jüdischen Geschichte der Stadt weniger und Orte jüdischen Lebens wieder sichtbar werden, auch wenn sie ihren einstigen Charakter verloren haben.

Passende Meldungen

Schwarzweißfoto einer historischen Stadtansicht, leicht bewölkter Himmel. Die Gebäude sind stark beschädigt, teils sind es Ruinen oder Überreste abgerissener Gebäudeteile. Links hinter einer zerstörten Gebäudefassade ragen die Türme der Münchner Frauenkirche hoch. In der rechten Bildhälfte ist ein Gebäude vollkommen zerstört. In dieser Lücke ragt zwischen halbzerstörten Grundmauern der Turm des Neuen Münchner Rathauses empor. Im Vordergrund Geröll. Mehrere Grüppchen von überwiegend erwachsenen Menschen sind in Bewegung oder drängen sich um improvisierte Verkaufsstände unter Planen und Schirmen. Die meisten tragen lange Kleidung oder lange Strümpfe. Die Fotografie zeigt das Rosental in München nach Ende des zweiten Weltkriegs.
Im Mai 2025 ist es 80 Jahre her, dass der Zweite Weltkrieg in Europa und somit auch in München endete. Die Befreiung vom Nationalsozialismus war allerdings kein abrupter Akt in einer „Stunde Null“, sondern jahrelange Arbeit.
Migration prägt unsere Stadt und ihre Geschichte. Unser Schwerpunkt liegt dabei auf der Erforschung der Münchner Migrationsgeschichte nach 1945 sowie der Etablierung einer multiperspektivischen, transnationalen Erinnerungskultur zur Migration.